Virtuelle und reale Welten

17. Oktober 2011 | Von | Kategorie: News

Gelungener Medienpräventionstag – Fachleute, Eltern und Kinder informieren sich

Meppen. „Gut jeder sechste Jugendliche zeigt problematisches Nutzungsverhalten oder ist abhängig vom Internet“. Mit diesem Satz begrüßte der Erste Kreisrat Reinhard Winter die Besucher des Medienpräventionstages im Meppener Kreishaus. Er zitierte damit die erste repräsentative und kürzlich vorgestellte Studie der Bundesregierung zur Internetabhängigkeit in Deutschland. Er wolle aber keine Panik verbreiten, sagte er weiter: „Der Großteil der Jugendlichen nutzt das Netz positiv und zielorientiert.“

Das Nutzungsverhalten sei aber je nach Altersgruppe und Geschlecht unterschiedlich. Während Erwachsene das Internet häufig als reines Handwerkszeug begreifen, verlieren sich junge Mädchen zwischen „anstupsen“, „gruscheln“ und „Gefällt-mir“-Buttons in den weitläufigen Strukturen der sozialen Netzwerke. Junge männliche Nutzer spielen lieber; sie tauchen beispielsweise ab in die Welt von World of Warcraft.

Über 20 Institutionen und Akteure waren mit verschiedenen Angeboten am Medienpräventionstag des Landkreises Emsland und des Arbeitskreises Medienprävention, einem kreisweiten Zusammenschluss der in der Medienarbeit Aktiven, vertreten. In insgesamt zehn Vorträgen und Workshops konnten sich die Teilnehmer informieren und weiterbilden. Die Veranstalter begrüßten, dass neben Fachleuten auch Eltern mit ihren Kindern den Weg ins Kreishaus gefunden hatten und sich über die Chancen und Gefahren der neuen Medien informierten.

Die Chancen und Herausforderungen für die Jugendarbeit stellte Björn Bertram vom  Landesjugendring Niedersachsen unter dem Motto „Medienpädagogik und Communities“ heraus. Facebook, Twitter, YouTube und andere Plattformen des sozialen Netzwerks ließen sich gut in die moderne Jugendarbeit integrieren, erläuterte Bertram. Welche Einsatzmöglichkeiten vor allem Lehrkräfte mit dem Mitmach-Internet „Web 2.0“ haben, konnte Carsten de Groot von der Niedersächsischen Landesmedienanstalt/Multimediamobil aufzeigen. Fachkräfte aus Schule, Kindertagesstätten und Jugendarbeit nahmen Kontakt zum Kompetenzteam „comPass – Ich kenn mich aus im Netz“ auf, ein Landesprojekt, in dem u. a. Schulungen für Multiplikatoren angeboten werden, die in Kürze auch im Landkreis Emsland durchgeführt werden sollen.

Bei den Fachkräften kam insbesondere der Workshop „Trickfilmchen gestalten“ von Blickwechsel e.V. gut an. Die LAN-Party des Eltern Medien Trainers Jürgen Ermes und das mobile Internetcafe vom „Team Jugend“ der Offenen Kinder- und Jugendarbeit der Stadt Lingen zogen vor allem die jungen Besucher der Veranstaltung an. Für die ganz kleinen Besucher war die Blue Box der Kunstschule und des J@M-Centers Meppen das Highlight der Veranstaltung: Mit Hilfe des Jugendpflegers Karsten Streeck projizierten sich die Kinder mit dem Bluebox-System in ihre selbstgemalten Bilder.

Hartmut Bruns, Polizeikommissariat Meppen, und Dieter Rothlübbers, Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim, berichteten von den Gefahren im Chat und sozialen Netzwerken und gaben praktische Tipps für Eltern und Kinder. Das Angebot der Landesschulbehörde „Mobbing-Interventions-Team (MIT) für Ihre Schule“ wurde ebenfalls einem breiten Publikum vorgestellt. Die psychologischen Beratungsstellen aus Meppen und der Kinderschutzbund Logo aus Lingen waren als Ansprechpartner für Fragen zu (Cyber)mobbing vor Ort.

Der Thematik Internetsucht widmeten sich Anja Möller, Caritasverband Landkreis Emsland, und Markus Teepker, Diakonisches Werk Emsland/Bentheim. Mit Hilfe der Puppe Luigi erarbeiteten sie mit den Interessierten die Problematik des exzessiven Computerspielens. Was für Bedürfnisse hat Luigi? Und warum findet er die Befriedigung der Bedürfnisse in den Computerspielen? Zum Abschluss referierte Rechtsanwalt Florian Dälken zu Abo-Fallen im Internet, Urheberrechtsverletzungen und Rechtsproblemen rund um Facebook und VZ-Netzwerke. Nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene konnten hier feststellen, dass sich Nutzer im Netz vorsichtig bewegen müssen.

Eine ausführliche Dokumentation des Tages ist in Kürze unter www.emsland.de einzusehen.

Bild: Tim Lampen

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